Geschichtskurse 10 besuchen Bergen-Belsen

Perret    9. Januar 2019

Wir stehen draußen im Regen vor einem Hügel. Aber es ist kein natürlicher Hügel. “Das hier ist ein Massengrab”, sagt die Dame, die unsere Führung leitet. “Hier liegen etwa 1000 Tote.” Darauf folgt Stille. Wir betrachten das Grab auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen. Vor dem Hügel steht ein Grabstein. Darauf unzählige Steine. Oft kommen Angehörige dieser Toten her und legen nach einem jüdischen Brauch Steine auf den Grabstein, um ihre Trauer auszudrücken. Die meisten der Toten waren Juden, deshalb die jüdische Tradition.

Den ganzen Vormittag lang ist es an diesem 20. Dezember 2018 nass, kalt und windig. Ein Schauer rauscht durch die Bäume. Wir sind zu einer Wegkreuzung mitten auf dem ehemaligen Lagergelände gegangen. Die pädagogische Mitarbeiterin, die schon seit elf Jahren in der Gedenkstätte arbeitet, erzählt. Doch weniger als ihre Berichte stehen die Bilder, die einem in Erinnerung bleiben, und der Ort im Mittelpunkt. Man selbst versucht es, man versucht sich vorzustellen, was hier passiert ist. Die Historikerin erzählt: “Es ging nicht darum, die nächsten Tage oder Wochen zu überleben, sondern die nächste Stunde.” So hat es ihr ein Zeitzeuge geschildert. Die Gefangenen waren damals so unterversorgt, dass sie Regenwasser aus Pfützen tranken.

Krankheiten waren der Hauptgrund, warum hier zehntausende Insassen starben. Doch das entlastet keineswegs die Wehrmacht bzw. später die SS, die das Lager zunächst als Kriegsgefangenenlager und später als KZ betrieben – sie wollten, dass die Gefangenen umkamen. Darum ließen sie diese draußen, bei Wind und Regen, und zwangen sie zum Beispiel zum Ausschaufeln der Latrine, was technisch gar nicht nötig gewesen wäre.

Nach dem Gang über das Gelände bekommen wir noch etwas Zeit, uns das Dokumentationszentrum anzuschauen. In der Ausstellung gibt es Karten, Funde aus dem Lager und Zeitzeugeninterviews. Fast alle entschließen sich dazu, sich den Film anzuschauen, den die britischen Soldaten bei der Befreiung des Lagers drehten, und der uns schon vorher als sehr brutal beschrieben wurde. In dem kleinen Filmraum ist es sehr eng. Zunächst stellen sich in kleinen Filmen die SS-Soldaten vor: Name, Alter, Herkunftsort und wie lange sie schon im Konzentrationslager arbeiten. Wir denken zunächst, wir könnten uns den ganzen Film anschauen, aber durch die Unmengen von Leichen im Hintergrund, die furchtbar dürr sind, wird nicht nur uns schlecht und viele verlassen den Raum recht bald wieder.

Am Ende des Tages erst beginnt das tatsächliche Gedenken: auf der Busfahrt, auf dem Heimweg und noch einige Tage länger.

Text: Finja (10c), Fiona (10d)

Fotos: I. Perret