Was fängt man an mit der Erinnerung an die DDR, den Mauerfall und alles, was sich davor und danach abspielte, wenn man erst 12 Jahre alt ist und 20 Jahre später möchte, dass diese gelebten Geschichten nicht verloren gehen?
Renatus Deckert, Jahrgang 1977, befragt ost- und auch westdeutsche Schriftsteller, wie sie diesen historischen Tag, den 9. November 1989, erlebt haben und bewahrt diese literarisch geformten Zeitdokumente in einem Sammelband für uns heute, 30 Jahre nach dem Mauerfall, und für spätere Generationen auf. Bevor er aus seinem Werk den Auszug aus Durs Grünbeins „Weg nach Bornholm“ vorliest, blickt Renatus Deckert unaufgeregt und gerade deshalb so authentisch, tiefgründig, ehrlich , anrührend , informativ, anschaulich, aber nie künstlich dramatisch zunächst aus seiner Sicht als Kind einer Pfarrersfamilie in Dresden auf die Geschichte zurück in Privates, Schulisches, Politisches , Bedrückendes und Befreiendes, bevor die erwachsen gewordene Reflexion über das Zeitgeschehen beweist, wie eingeschränkt, entmündigend, aber durchaus lebensmöglich sich der Alltag im sozialistischen Teil Deutschland gestalten konnte. Auch in den darauf folgenden Fragen der Schüler*innen (aus der 9d, 11c, 11d/a) gibt R. Deckert vieles preis, was den heute 15-17-Jährigen mal seltsam, mal komisch, mal unbegreiflich, aber zwei Schulstunden lang stets nacherlebbar vorkommt. So wird Vergangenheit lebendig und Geschichte fühlt sich in diesen Momenten auf einmal sehr gegenwärtig an.
Vielen Dank an den Freundeskreis, Frau Schumann und Frau Grandjean sowie Herrn Weigt, die diese beeindruckende Lesung finanziell und organisatorisch ermöglicht haben!
Text: S. Holzgreve
Fotos: Tom (9d)