Die Theater AG des Gymnasium Isernhagen führte am 26. und 27. Juni Henrik Ibsens bekanntes Drama „Ein Volksfeind“ auf. Dabei wurden einige zentrale Aspekte der heutigen Zeit angepasst. So kämpft die Bürgermeisterin Charlotte (Melina, 7. Klasse) mit ihrem Bruder, dem Badearzt (Lennart, 9. Klasse) nicht bloß um die Kontrolle der Zeitung (des „Volksboten“), sondern auch jeglicher digitaler Medien wie Fernsehen und sozialer Medien. Mit der Presse (repräsentiert durch Fenja, Gioia, Lena und Mattis, Klasse 8 bis 12) ließe sich auch die allgemeine Meinung manipulieren. Zugrunde liegt dem Konflikt die Verseuchung des städtischen Bades und die daraus resultierende Infektionsgefahr. Während der eigentlich als „Volksfreund“ gefeierte Doktor für die kostspielige Sanierung des Bades plädiert, gelingt es der Bürgermeisterin aufgrund des Kostenaufwands und durch Verharmlosung der Gefahr die Mehrheit gegen die Pläne des Arztes aufzubringen, sodass dieser mundtot gemacht und als „Volksfeind“ denunziert wird….
… Das Stück ist thematisch brandaktuell: Darf man aus Angst vor Kosten und Mühen einen langfristigen Schaden für die Menschen hinnehmen? Die Manipulation der Bürgermeisterin, Gruppenzwang, aber auch die Überheblichkeit des Arztes sorgen für die vermeintliche Abkehr von der Vernunft.
Seit Beginn des Schuljahres haben sich die Schüler*innen der Theater AG jeden Freitag getroffen, um zu proben. Bei den Aufführungen überzeugten sie dann durch beeindruckende Spielleistungen und Emotionen: Zynismus, Manie und Verzweiflung im Wechselspiel. Außerdem begeisterte der Einsatz von Stimmzetteln als Requisite für das Publikum, das schließlich in einer Scheinwahl hinters Licht geführt wird: Ist der Doktor durch sein Ansinnen ein „Volksfreund“ oder „Volksfeind“?
Text: B. Matz
Bilder: B. Matz, K. Weissleder