…ein Märchenerzähler namens Steinl, der an einem regnerischen Novembertag in Isernhagen am
Gymnasium einkehrte. Er wollte den Schülerinnen der Klasse 5B in Begleitung von Frau Nädler und den Schülerinnen der Klasse 5S in Begleitung von Frau Platte und Frau Weissleder Märchen aus aller Herren Länder beibringen. Doch wie konnte er all diese Kinder für seine Geschichten begeistern? Und für welche sollte er sich überhaupt entscheiden, gibt es doch allein von den Brüdern Grimm über 300 niedergeschriebene Märchen, von denen aber weit weniger bekannt sind. Diesem schwierigen Unterfangen stellte sich der Märchenerzähler mit gleich drei Requisiten im Gepäck, einem geheimnisvollem Erzählteppich, einem Erzählstab mit zwei Gesichtern und seiner magischen Gabe.
Denn dieser Erzähler erzählte nicht zum ersten Mal Geschichten und so gelang es ihm nur mit seiner
Stimme und seiner Begeisterung für märchenhafte Texte, die Schüler*innen zum Rufen von
zauberhaften Formeln zu bewegen, sie klatschten, sie schnipsten, sie sangen, sie ignorierten
quietschende Türen, vergaßen, dass sie sonst in einer Doppelstunde öfter mal zur Toilette müssen
und vollzogen so nicht nur das Märchen „Der Trommler“, sondern auch ein afrikanisches Märchen
mit der gutherzigen und mutigen Sabulana, die ihr Dorf vor dem Verhungern rettete, ein russisches
Märchen mit der klassischen Märchenfigur Baba Jaga (= Hexe) und das Märchen vom schönen Ahmet
aus der Türkei, dem glücklicherweise ein Derwisch begegnet.
Ob die Zeit oder das lange Stillsitzen der größte Widersacher des Märchenerzählers war, ist
unbekannt, denn er ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen und meisterte seine schwere Aufgabe
bravourös. Und so lebt er hoffentlich noch lange recht vergnügt und erzählt weiterhin mitreißend
und anschaulich viele, viele Märchen.
Fotos: K. Weissleder
Text: B. Nädler
