Tatort Oper: Märchen im Grand Hotel

Stüker    16. Januar 2020

Als dritte Tatort Oper Veranstaltung stand die Lustspieloperette Märchen im Grand Hotel auf dem Programm.

Die Operette wurde im Jahr 1934 von dem jüdischen Komponisten Paul Abraham geschrieben, mit großem Erfolg in Wien uraufgeführt und dann, wie alle Werke jüdischer Komponisten, kurze Zeit später verboten.
Märchen im Grand Hotel ist eine heitere Mischung aus Operette und Revue und liefert dabei nicht nur eine musikalische Bandbreite von Walzer über Tango und Foxtrott bis hin zum Jazz, sondern ist auch mit zahlreichen Stepptanz-Einlagen versehen.
Die Geschichte spielt in den „goldenen“ Zwanzigern woran die vielfältigen Kostüme und das Bühnenbild keinen Zweifel lassen. Der Ausgangspunkt für die Handlung ist das Problem, dass es in Hollywood keine originellen Filmideen mehr zu geben scheint. Auf der Suche nach dem perfekten neuen Drehbuch und der Idee, Kino im „Reality Format“ zu präsentieren, reist die amerikanische Filmproduzententochter Marylou nach Cannes und findet im Grand Hotel den Stoff für das ganz große Kino.
Bei aller Heiterkeit liefert die Operette sowohl unterschiedliche Frauenbilder, die eine Menge Diskussionspotenzial aufweisen und in Zeiten von #MeToo an Aktualität nicht verloren haben, als auch einen Einblick in das Leben von Menschen, die im Exil leben und nach Glück und Zufriedenheit suchen. Zudem ist die Idee, dass die besten Geschichten das „echte Leben“ schreibt zur Entstehungszeit von Märchen im Grand Hotel geradezu visionär und weist in Zeiten von Dschungelcamp und Big Brother auf die gegenwärtige Fernsehlandschaft und die damit verbundene voyeuristischen Schaulust des Publikums hin.
Insgesamt war es ein sehr vergnüglicher Abend mit vielen Ohrwürmern, La La Land Momenten und natürlich einem Happy End.
Text: J. Schaer
Foto: C. Kamniski